Buchhaltung von der Pike auf
Ein Beitrag von Katharina Kliem
Der Berliner Tax-Tech-Anbieter mika entwickelt einen digitalen Buchhaltungs-Co-Piloten, der steuerlich relevante Prozesse vereinfachen soll. Mit der KI-gestützten Lösung will das Start-up den Buchhaltungs-Alltag erleichtern – und etwas gegen die ,Ur-Angst‘ vieler Unternehmensgründer tun.
Der von mika entwickelte Co-Pilot integriert verschiedene Datenquellen wie Bankkonten, E-Mail-Rechnungen und Cloud-Speicherplätze in ein System. Das Ziel: „Wir wollen Buchhaltungs- und Steuerprozesse für kleine Unternehmen einfacher machen. Weniger Bürokratie, mehr Fokus aufs Kerngeschäft, sowohl beim Unternehmen als auch beim Steuerberater“, erklärt Agnieszka Walorska, Gründerin von mika.
Die Software analysiert Belege und erkennt darin enthaltene Fehler. Zusätzlich gibt das System Handlungsempfehlungen – ohne jedoch den Anspruch zu haben, einen Steuerberater zu ersetzen.

Agnieszka Walorska
mika
Mit dem Co-Piloten reagiert das Start-up auf die ,Ur-Angst‘ vieler Unternehmensgründer: Bürokratie. Außerdem verspricht mika eine digitale Infrastruktur, um steuerlich relevante Daten junger Unternehmen von der Pike auf digital aufzuarbeiten und zu integrieren. „Gerade an effizienten Datenflüssen hakt es mitunter. Allein bei Rechnungen sieht man häufig Fehler. Das kann sich auf die zu entrichtende Umsatzsteuer auswirken. Und das nicht zum Positiven“, betont Walorska.
Ein Start-up gegen die ,Ur-Angst‘ vieler Unternehmensgründer: Bürokratie
Häufig sind es kleine Steuerberaterkanzleien, die junge Unternehmen vom Start weg betreuen. Doch hier schlägt der Fachkräftemangel besonders stark zu. „Ich bin überzeugt, dass wir mit der Automatisierung steuerlicher Basisprozesse gerade an diesem Problem ansetzen sollten. Das kann eine vollkommen überlastete kleine Kanzlei schon sehr entlasten.“
Kritik an Automatisierung
Aus der Steuerbranche kommt aber auch Kritik an automatisierten Lösungen. Standardisierte Prozesse bergen die Gefahr, dass komplexere Fälle nicht angemessen bearbeitet werden, heißt es. Kritiker befürchten zudem, dass die Nutzer falsche oder unvollständige Empfehlungen erhalten könnten. Auch der Datenschutz wird als Problem gesehen.
Vielen Nutzern sei möglicherweise nicht bewusst, dass sie steuerlich von einer Software begleitet werden – und nicht von einem Steuerberater. Tax-Tech-Unternehmen, die mit Steuerberatern kooperieren, können hier der ,missing link‘ sein.
Beratungshäuser fördern Tech-Start-ups
Laut Start-up-Verband integrieren Start-ups Technologien wie Generative KI (GenAI) besonders schnell in ihre Geschäftsmodelle. Auch in der Tax-Tech-Start-up-Szene ist das Thema KI allgegenwärtig – von der Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung bis zur Anwendung in Spezialdisziplinen wie Umsatzsteuer oder Zoll.
Große Beratungsunternehmen begleiten seit Jahren junge Tech-Unternehmen. Hier sehen sie Wachstums- und Innovationspotenzial. So nahm mika an der EY Startup Academy teil, einem sechswöchigen Workshop zur Förderung der Geschäfts- und Finanzierungsstrategie. „Für uns war der Netzwerkcharakter dieses Workshops wirklich gewinnbringend“, sagt Walorska.
Das Thema KI ist allgegenwärtig.
Die von der Strategieberatung EY-Parthenon organisierte Academy erhält jährlich rund 100 Bewerbungen. Am Ende erfolgt ein Pitch vor einer Jury aus EY-Partnergesellschaften – 2024 gewann mika den EY Startup Academy Award.
Interesse an der Begleitung von Start-ups hat nicht nur EY. Sowohl KPMG als auch PricewaterhouseCoopers (PwC) bieten ähnliche Programme, die junge Unternehmen in ihrer Frühphase begleiten. Ziel ist es, für die Zukunft weitere Geschäftsbeziehungen zu entwickeln.
Kontrolliertes Wachstum
Im Vergleich zu anderen Branchen wächst die Steuer-Start-up-Szene jedoch langsamer. In der Steuerbranche spricht man auch von ,kontrolliertem Wachstum‘. Ein Grund: Es handelt sich um ein Geschäft mit erheblichen strukturellen und regulatorischen Hürden. „Im Endeffekt geht es in einer so regulierten Branche wie der Steuerberatung um Kontrolle“, sagt Walorska. Dies führe auch dazu, dass Tax-Tech-Unternehmen zum Teil bewusst langsamer wachsen, als es ihnen möglich wäre.
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