KI in der Steuerveranlagung
Ein Beitrag von Katharina Kliem
Nordrhein-Westfalen nutzt als erstes Bundesland ein KI-Modul, das Finanzbeamte bei der Steuerveranlagung unterstützen soll. Die Pilotphase in ausgewählten Finanzämtern ist zum Mai 2025 gestartet.
Das KI-Tool soll es Finanzbeamten ermöglichen, Steuererklärungen effizienter und schneller bearbeiten zu können. Das Modul soll vor allem Muster in Steuerdaten erkennen und gut nachvollziehbare Fälle mit geringem Prüfbedarf identifizieren. Das funktioniert so: Einfachere Arbeitnehmerfälle filtert das Tool nach Einreichen der Erklärung entsprechend heraus. Diese werden dann durch das Modul automatisiert bearbeitet. So gelangen nur noch die durch das System als komplex eingestuften Fälle an den entsprechenden Sachbearbeiter.
Pioniere für das Projekt sind die Finanzämter Brühl, Bielefeld-Außenstadt, Hamm und Lübbecke. Den Anfang machen zunächst klassische steuerliche Arbeitnehmerfälle, weitere Fallkonstellationen sind nach Angaben der Finanzverwaltung NRW bereits in Planung.
Mehr Zeit für komplexere Fälle
Für Dr. Marcus Optendrenk liegen die Vorteile auf der Hand: „Wenn klar nachvollziehbare und unproblematische Steuererklärungen automatisch bearbeitet werden, erhalten die Menschen ihren Bescheid schneller. Gleichzeitig haben unsere Kolleginnen und Kollegen mehr Zeit für die komplexeren Fälle“, betont der Finanzminister von NRW.
Nach erfolgreichem Test soll das Modul landesweit und dann bundesweit eingeführt werden.
Entwickelt wurde das Tool vom Rechenzentrum der Finanzverwaltung NRW (RZF), das sich aktuell noch in Düsseldorf befindet. 2026 wird das RZF nach Kaarst umziehen. Dort entsteht derzeit eines der modernsten Rechenzentren Deutschlands.
Der Einsatz der ,KI aus Kaarst‘ soll sich zu einem wichtigen Treiber der Digitalisierung entwickeln. Auch eine eigene KI-Hardware ist geplant. Nach erfolgreichem Testlauf soll das KI-Modul erst landesweit und dann bundesweit eingeführt werden.
Teil von KONSENS
Das KI-Tool wurde im Rahmen der bundesweit „KOordinierten Neuen
Software-ENtwicklung für die Steuerverwaltung (KONSENS)“, ausgearbeitet. KONSENS gilt als das größte Digitalisierungsvorhaben in Deutschland – mehr als 1.200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in 19 Projekten.
KONSENS ist ein Mammutprojekt. Bislang hat es mehr als zwei Milliarden Euro gekostet. Zwar hat das Projekt einige IT-Strukturen der Steuerverwaltungen weitestgehend harmonisiert. Dennoch gibt es immer wieder Kritik. Vor allem die Zielformulierung sei unklar, zudem fehle eine koordinierte Umsetzung, heißt es.
Im Zentrum der Diskussionen stehen vor allem die langwierigen Entwicklungsprozesse, begleitet von unabsehbaren Kosten. KONSENS verlange nach immer mehr finanziellen Mitteln, doch diese allein führen nachweislich nicht zu mehr Effizienz in den Strukturen. Zu diesem Urteil kam zum Beispiel Dr. Daniel Schaebs, Experte für Public Management und Lehrbeauftragter an mehreren Hochschulen, vor einiger Zeit im Interview mit JUVE-Steuermarkt.
Mehr Technologieeinsatz
Ein weiteres denkbares Einsatzgebiet für das neu entwickelte KI-Modul sind beispielsweise die Betriebsprüfungen, was die Finanzverwaltung auf Nachfrage von JUVE Steuermarkt prinzipiell nicht ausschließen will. Etwa mit Blick auf die vielen kleineren Unternehmen, die mangels Personals offenbar kaum noch zeitnah geprüft werden können. Durch maschinelle Vor- bzw. Automatikprüfungen könnten höhere Prüfdichten erreicht werden. Dies dürfte sich positiv auf die Gleichmäßigkeit der Besteuerung, die Steuergerechtigkeit und das tatsächliche Steueraufkommen auswirken, betonte Schaebs im Interview.
Weitere Einsatzgebiete sind denkbar.
Eine ähnliche Meinung vertritt Gregor Danielmeyer, Dipl. Finanzwirt beim Land NRW, der sich vor Kurzem im Gespräch mit JUVE Steuermarkt ebenfalls zum Thema Digitalisierung der Finanzverwaltung äußerte. Seitens der Betriebsprüfung sei das Einlassen und Entdecken neuer Technologien und Berufe wichtig, betonte Danielmeyer – nicht zuletzt mit Blick auf sich ändernde Leistungsbeziehungen und neue Berufsbilder.
Auf diesem Weg könnte das KI-Modul zur Steuerveranlagung ein weiterer wichtiger Baustein sein. Vorausgesetzt, die Pilotphase läuft zur Zufriedenheit aller Beteiligten und das Modul empfiehlt sich für weitere Bundesländer und Einsatzgebiete.
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