Recap: Tax Operations Konferenz 2025

Next Gen Tax – Die KI-Revolution im Steuer-Management

Porträt des Autors vor grauem Hintergrund mit Logo der Fachtagung. Bild: @tax&bytes

Die Teilnahme an der Tax Operations Konferenz 2025 bot mir die Gelegenheit, meine Erfahrungen im Hinblick auf die KI-Transformation im Steuerbereich vorzustellen und die damit verbundenen Chancen, Herausforderungen und Veränderungen aus der Perspektive der Praxis zu diskutieren.  

Aus meiner Sicht steht die Steuerabteilung aktuell an einem Wendepunkt. Die Möglichkeiten, die Künstliche Intelligenz heute bietet, etwa bei der Analyse großer Datenmengen, bei der Mustererkennung oder der Prognose steuerlicher Auswirkungen, waren vor wenigen Jahren noch undenkbar. Diese Technologie wird bereits eingesetzt, um die Effizienz zu steigern, manuelle Routinen zu automatisieren und der Steuerfunktion eine neue, strategische Rolle im Unternehmen zu geben. 

Der Wandel der Rollen: Mensch & Maschine = Team 

Ich bin davon überzeugt, dass sich die Rolle von Steuerexpert:innen grundlegend wandelt. Die Zeit der reinen Gatekeeper, die vor allem für die Einhaltung von Compliance und die Bearbeitung einzelner Steuerfälle zuständig waren, geht zu Ende. Durch den Einsatz von KI in der Steuerfunktion entstehen neue Aufgaben und Verantwortlichkeiten. Der Mensch wird zum strategischen Partner und Business Architekt, der die Richtung vorgibt und gemeinsam mit anderen Fachbereichen an ganzheitlichen Lösungen arbeitet. KI übernimmt dabei die repetitiven und datenintensiven Tätigkeiten, erkennt Muster und schafft so wertvolle Freiräume für die eigentliche Gestaltungsarbeit. 

Diese Veränderung bedeutet, dass echte Wertschöpfung zunehmend an der Schnittstelle zwischen Technologie und menschlicher Urteilskraft entsteht. Es reicht nicht mehr aus, ausschließlich die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben sicherzustellen. Vielmehr sind analytisches Denken, Innovationskraft und Kommunikationsfähigkeit gefragt, um aus den von der KI bereitgestellten Daten und Analysen nachhaltige Steuerstrategien zu entwickeln. Leadership und fachliche Exzellenz bleiben dabei zentrale Faktoren, denn auch in einer datengetriebenen Steuerwelt kommt es letztlich auf den Menschen an, wenn es um Verantwortung, Weitblick und das Treffen von Schlüsselentscheidungen geht.
 

Praktische KI-Anwendungen: Erste Erfahrungen 

KI-Anwendungen bereichern den steuerlichen Alltag bei Liebherr und in vielen anderen Unternehmen bereits heute. Insbesondere in Bereichen, in denen bisher klassische, manuelle Prozesse viel Zeit in Anspruch genommen haben oder komplexe Datenstrukturen für Unsicherheit gesorgt haben, zeigen innovative Tools ihr Potenzial. Durch ihren Einsatz lassen sich Abläufe effizienter gestalten, die Transparenz erhöhen und Risiken gezielter steuern. Das Spektrum reicht von automatisierten Recherchen und datenbasierten Risikoanalysen bis hin zu digitalen Assistenten, die die tägliche Arbeit unterstützen. 

In der Praxis kommen insbesondere die folgenden Lösungen zum Einsatz: 

👉 Generative KI für Gesetze und Richtlinien

Automatisierte Recherchen und Zusammenfassungen aktueller Entwicklungen erleichtern die tägliche Arbeit. 

👉 Tax Data Hubs & Knowledge Graphs

Durch die intelligente Verknüpfung verschiedener Datenquellen werden steuerliche Sachverhalte transparenter.

👉 Predictive Compliance & Risk Scoring

KI hilft, Risiken frühzeitig zu erkennen und auf Betriebsprüfungen besser vorbereitet zu sein.

👉 Conversational Tax Assistants

Digitale Assistenten strukturieren Anfragen, sammeln Vorabinformationen und machen die Fallbearbeitung effizienter. 

Wie die Transformation gelingt  

Aus meiner Erfahrung heraus rate ich dazu, bei der KI-Transformation pragmatisch und schrittweise vorzugehen. 

1️⃣ KI-Roadmap entwickeln: Zunächst sollten alle repetitiven, datengesteuerten Prozesse, wie beispielsweise VAT-Abgleiche, TP-Dokumentationen oder Quellensteueranträge, identifiziert werden. Für jeden Prozess empfiehlt sich eine Bewertung hinsichtlich Aufwand, Risiko und Nutzen. Das Prioritäten-Ranking folgt dem Grundsatz: Zuerst werden schnell umsetzbare Prozesse mit hohem Wertbeitrag priorisiert. 

2️⃣ Team weiterentwickeln: Data Literacy ist entscheidend. Auch wenn nicht jede*r programmieren muss, sollte doch ein Grundverständnis für Datenmodelle, KI-Anwendungen und deren Grenzen vorhanden sein. Es entstehen neue Karrierepfade: vom klassischen Tax Accountant hin zum Tax Data Analyst. Zudem gilt es, Perspektiven und Entwicklungsmöglichkeiten aktiv zu kommunizieren, um Talente zu halten. 

3️⃣ Governance & Ethik festlegen: Ein interner AI Code of Conduct schafft klare Rahmenbedingungen: Welche Daten dürfen verwendet werden? Wie erfolgt die Validierung der Modelle und wer übernimmt die Verantwortung bei Fehlern? Wichtig ist, dass Audit Trails existieren, um gegenüber Behörden oder Prüfern nachvollziehbar zu machen, wie die Ergebnisse zustande gekommen sind. 

4️⃣ Pilotieren & Skalieren: Idealerweise beginnt die Umsetzung mit einem Leuchtturmprojekt, beispielsweise Realtime VAT Monitoring oder Pillar-II-Forecasting. Externe Partner oder interne Digital Labs können dabei helfen, schnell einen Proof of Concept zu entwickeln. Den Erfolg sollte man messbar kommunizieren, etwa durch eingesparte Stunden, vermiedene Risiken oder beschleunigte Entscheidungen. Im nächsten Schritt folgt die schrittweise Skalierung erfolgreicher Ansätze. 

Entscheidend ist, ins Handeln zu kommen und gemeinsam Momentum aufzubauen. Perfektion ist dabei nicht das Ziel, sondern kontinuierlicher Fortschritt. 

FAZIT

KI als Verstärker menschlicher Kompetenz

Künstliche Intelligenz ist kein Ersatz, sondern ein wirkungsvoller Verstärker menschlicher Fähigkeiten! Ihre Stärke liegt darin, uns von Routinetätigkeiten zu entlasten, komplexe Analysen zu unterstützen und neue Perspektiven für die Steuerfunktion zu eröffnen. Gleichzeitig bleibt die entscheidende Rolle des Menschen unangefochten, insbesondere wenn es um die Entwicklung von Strategien, die Übernahme von Verantwortung und die Berücksichtigung individueller Rahmenbedingungen geht. 

Wenn wir KI als Chance für mehr Effizienz, Innovation und attraktive, zukunftsorientierte Arbeitsmodelle begreifen, entsteht ein enormes Potenzial: Wir können Steuerabteilungen neu positionieren, wertschöpfende Aufgaben in den Mittelpunkt rücken und die Attraktivität des Berufsbildes nachhaltig steigern. Dafür ist es entscheidend, offen für Veränderungen zu bleiben, kontinuierlich Kompetenzen zu erweitern und mutig erste Schritte in Richtung Digitalisierung zu gehen. So gelingt es uns, den Wandel der Steuerfunktion aktiv zu gestalten und echten, messbaren Mehrwert für das gesamte Unternehmen zu schaffen.  

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IM BEITRAG ERWÄHNTE TOOL-KATEGORIEN  
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ (KI)

Künstliche Intelligenz (KI) revolutioniert zahlreiche Branchen, und die Steuerberatung ist keine Ausnahme.

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DATENANALYSE

Datenanalysen helfen Muster in Finanzdaten zu erkennen, steuerliche Optimierungen vorzunehmen und fundierte Entscheidungen zu treffen.

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BETRIEBSPRÜFUNG

Spezielle Software-Lösungen bieten gezielte Unterstützung bei den Herausforderungen einer Betriebsprüfung.

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UMSATZSTEUER

Moderne Umsatzsteuer-Software erleichtert die Arbeit durch Automatisierung und stellt sicher, dass alle steuerlichen Vorgaben eingehalten werden.

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VERRECHNUNGSPREISE

Steuerberater müssen Verrechnungspreise nicht nur korrekt berechnen, sondern auch regelkonform dokumentieren.

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QUELLENSTEUER

Software für die Quellensteuer hilft Steuerberatern bei Berechnung, Rückforderung und internationaler Steueroptimierung.

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PILLAR 2

Software-Tools zur Berechnung der Mindestbesteuerung und Umsetzung der BEPS-Vorgaben.

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